Romane sind das gedruckte Äquivalent zum Affektfernsehen - obskurerweise jedoch gesellschaftlich wesentlich höher angesehen. Obskurereweise deshalb, weil beides gleichermaßen Alltag inszeniert, dem Buch - unabhängig von seiner Kategorie - zumeist aber a priori die Aura als etwas von besonderer kultureller Güte gesehen verliehen wird, wogegen Fernsehen eine proletarisch konnotierte Beschäftigung darstellt.
Diese Verkennung empfinde ich als recht unreflektiert und daher ärgerlich. Die meisten Romane sind tatsächlich zwischen zwei Buchdeckel gepresste Belanglosigkeiten, die der Welt nicht abgehen würden, so es sie nicht schon gäbe, ebenso wie die Vielzahl an Affekt-TV-Formaten. Der auffällige, wahrhaftigste Unterschied ist die Form - Romane müssen wohl ein klein wenig höheres Sprachniveau halten. Die Funktion beider ist jedoche die gleiche: (zumeist triviales) Entertainment.
Allein aber aufgrund der Tatsache, dass immer weniger Leute lesen, wird diese Tätigkeit oftmals ohnehin schon als hochkulturell (v)erkannt. Lesen ist schön und gut (vom Autor genauso gemeint wie geschrieben) - ein Trivialroman bleibt jedoch ein Trivialroman, selbst wenn es noch so viele Seiten zu lesen gilt ...und nur das Faktum, dass man ihn lesen muss, macht ihn noch nicht zur Hochkultur. Außerdem werden die erfolgreichsten ohnehin verfilmt.
NACHTRAG: Was beide aber sind - dies sollte erwähnt werden -, ist Teil der nicht zu unterschätzenden Popularkultur.
NACHTRAG: Was beide aber sind - dies sollte erwähnt werden -, ist Teil der nicht zu unterschätzenden Popularkultur.