Der Mangel an Schlaf, ein vormittägliches Übermaß an Restalkohol und die gerade rechte Unterforderung am ansonsten verwaisten Arbeitsplatz können eine seltsame, gleichwohl spannende Melange ergeben, die prächtige Voraussetzungen für besondere Aufnahmefähigkeit inspirierender Entdeckungen kreiert.
Leider sind meine Denkprozesse aufgrund jener Vorraussetzungen leider noch weniger als üblich im Stande, mit den Inspirationen mitzuhalten. Mal schauen, was so hängen geblieben ist.
Ich beginne mal mit den offenbar Merkenswertesten Inspirationen:
- http://www.transfermarkt.at/de/veli-kavlak-zu-besiktas/topic/ansicht_154_868459_seite1.html
- "Das ist das Land(,) der Vollidioten Die denken, Heimatliebe ist gleich Staatsverrat. Wir sind keine Neonazis und keine Anarchisten. Wir sind einfach gleich wie ihr....von hier! ...Wir haben immer gesagt das wir das Land hier furchtbar lieben. Balsam für die Seele wie wir euch damit provozieren ihr seid dumm ...dumm und naiv, wenn ihr denkt Heimatliebe ist gleich Politik!"
- http://derstandard.at/1287099734588/DER-STANDARD-diskutiert-Zwischen-Yozgat-und-Wien
In diesem Forum wird ein trauriger Stellvertreterkrieg auf einer im Prinzip unbeteiligten - oder eher unfreiwillig beteiligten - Person ausgetragen. Nationalismus, Ethnizität und Stolz werden wüst miteinander vermengt, ausgetauscht, nicht differenziert etc. Würde man einen der beteiligten Poster fragen (zumindest soweit ich den Thread gelesen habe), was es heißt, Türke/Österreicher/was auch immer zu sein (in weiterer Folge stets "Österreicher" - jedoch beliebig austauschbar), könnte mir wohl keiner eine Antwort geben, wie mir auch ein Zweiter antworten würde.
Die Leute argumentieren hier nicht für oder gegen Veli Kavlak oder dessen Status, sondern lediglich über ihren eigenen, den sie dann auf den Spieler projizieren. Und um sich selbst ein wenig wichtiger zu nehmen, wird nicht von "ich/mir" und "dir" gesprochen, sondern von "uns" und "euch". In mir widerstrebt sich vieles, wenn jemand, der sich als einer Ethnizität/Nationalität zugehörig fühlt, mich damit vereinnahmende von "uns" spricht, ohne dass ich mit der Person auch nur irgend etwas zu tun hätte außer vielleicht in geringerem Maße die unwillkürliche Selbstidentifikation als Mitglied einer Gruppe, die sich in den Mantel der Schein-Freiwilligkeit hüllt. Ich bin sicher nicht mit dem Wissen auf die Welt gekommen Österreicher zu sein. Ich habe erst zu wissen glauben begonnen, als mich jemand (anderer als ich) als Österreicher identifizierte - jemand, der sich mittlerweile selbst als solcher erkennt. Dargestellt werden derartige Zugehörigkeiten stets als natürlich, kaum hinterfragt.
Wissen und der gesellschaftliche Metadiskurs um Nationalität, Ethnizität, Kultur etc. (bei welchem es mir schwer fällt, ihn adäquat und umfassend zu benennen) haben sich parasitär im Alltagsverstand eingenistet und gaukeln allen die Illusion vor, logische Konsequenz oder vorherbestimmte Entwicklung eines Naturzustandes zu sein. Dieser Diskurs ist allgegenwärtig, in diesem Beitrag vielleicht offensichtlicher als anderswo. Es wird übersehen, dass Nation, Nationalstaat etc. relativ moderne (sprich junge) politisch indoktrinierte, meist zu gewissen Teilen strategisch motivierte Konzepte sind, die oftmals auf Nationale Mythen rekurrieren und sich stets reproduzieren müssen.
"Wissen" wird (in vielen Bereichen, besonders auch in diesem) häufig dazu genutzt, Behauptungen und Thesen die Charakteristika einer unhinterfragten Absolutheit zu verleihen. Sogenanntes Wissen ist ohnehin eine gefährliche Sache, denn sobald man zu wissen glaubt (und mehr als etwas zu wissen glauben ist meiner Ansicht nach nicht möglich), befasst man sich für gewöhnlich nicht mehr damit und hat seinen Frieden damit gemacht. Ich weiß es, Österreicher zu sein - das ist ja sogar noch schlimmer, da dieses Wissen noch nicht einmal auf Empirie beruht, sondern darauf, dass mir stetig angetragen wird, mich damit zu identifizieren. Und dennoch wird es weniger in Zweifel gezogen, als Wissen, das vielleicht durch diverse Beweise als fundiert erscheint.
"Wissen" wird (in vielen Bereichen, besonders auch in diesem) häufig dazu genutzt, Behauptungen und Thesen die Charakteristika einer unhinterfragten Absolutheit zu verleihen. Sogenanntes Wissen ist ohnehin eine gefährliche Sache, denn sobald man zu wissen glaubt (und mehr als etwas zu wissen glauben ist meiner Ansicht nach nicht möglich), befasst man sich für gewöhnlich nicht mehr damit und hat seinen Frieden damit gemacht. Ich weiß es, Österreicher zu sein - das ist ja sogar noch schlimmer, da dieses Wissen noch nicht einmal auf Empirie beruht, sondern darauf, dass mir stetig angetragen wird, mich damit zu identifizieren. Und dennoch wird es weniger in Zweifel gezogen, als Wissen, das vielleicht durch diverse Beweise als fundiert erscheint.
Zweiter Punkt:
Natürlich ist es Politik! !! !!!
Wenn man das nicht als Politik ansieht, sollte man den der eigenen Argumentation zugrunde liegenden Politikbegriff nochmals überdenken - danach wird man ihn mit ziemlicher Sicherheit einstampfen. "Die Heimat", "der Staat", "das Land", "WIR haben immer gesagt" - aus jeder Letter trieft hier das Politische. Es hapert nicht an der Tatsache, dass das möglicherweise nicht politisch sei, sondern am mehr als unzulänglichen Politkbegriff und/oder -wissen des Autors. Wenngleich ein Politikbegriff wohl auf immer dazu verdammt sein muss, Unzulänglichkeiten aufzuweisen, Wissen sowiso. Dennoch gibt es wohl bessere und weniger gute Ausformungen davon.
Wenn wir innerhalb eines begrenzten Raumes (auch wenn er unbegrenzt wirken mag) existieren - was wir gewisser Maßen alle tun - und dieser Raum ist nun mal auch politisch definiert - ist es nicht möglich, eine fundierte Aussage von einer diesen Raum von außen betrachtenden Position zu tätigen. Vielleicht kann ich dies ein wenig verdeutlichen, auf die Gefahr hin, noch unschärfer und reduzierter zu werden: Der Raum in dem ich existiere, ist eine Schachtel. Innerhalb dieser kann ich mich halbwegs frei bewegen und ich weiß auch nicht, wie groß die Schachtel ist. Ich kann nur versuchen, sie von meiner Position aus wahrzunehmen bzw. zu begreifen. Die Wände dieser Schachtel sind das Ende meiner Vorstellungskraft, meiner Erfahrungswelt, meiner Denkfähigkeit - im Prinzip meiner Erkenntnisse. Es sind die Dinge, die "meine Welt" begrenzen. Ich kann aber niemandem sagen, welche Farbe die Schachtel außen hat, welche Form oder wo sie sich befindet - und schon gar nicht, behaupten dass ich nicht in der Schachtel bin.
Dritter Punkt:
Eine tolle nachahmenswerte Art und Weise, sich Erkenntnis anzunähern, anstatt "Wissen" zu verbreiten. Und das hat nicht zwangsläufig mit dem Inhalt zu tun.
weniger zum (wichtigen!) Inhalt, mehr zur Form:
Mir gefällt prinzipiell der Ansatz, die interne Diskussion im Rahmen dieses Diskurses extern darzulegen (bzw. "ins Forum zu tragen"). Oftmals ergeben sich besonders durch die gegenseitige gedankliche Befruchtung wunderbar viele neue Erkenntnisse. Wenn dies in der Öffentlichkeit geschehen kann, umso besser! Wäre schön, wenn sich Bildung, Politik etc. (Politik hier gemeint als enge Definition im Sinne der Polity-Politics-Policy-Trinität) auch davon inspirieren ließen.
Vielleicht gelänge es dann, den Niederschlag des oben genannten Diskurses, der sich scheinbar zu einem gesellschaftlichen Metadiskurses ausgewachsen hat, zu lindern.
Vielleicht gelänge es dann, den gesellschaftlichen Metadiskurs niederzuschlagen und wieder auf ein angemessenes Niveau herunterzubrechen.